„Dankjewel“ – mit einem herzlichen Dankeschön in Richtung Niederlande könnten sich rund 4.000 Arbeitnehmer aus Nordrhein-Westfalen im übertragenen Sinn für ihren neuen Job bedanken. Mehr als 40.000 zusätzliche Arbeitsplätze sind in den letzten Monaten in NRW entstanden, jeder zehnte davon geht auf Investitionen aus dem Nachbarland zurück.
„Zehn Prozent aller hier geschaffenen neuen Arbeitsplätze entstehen durch Investitionen aus den Niederlanden.“
Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
Mit Fokus auf das Ruhrgebiet belegt eine Studie des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag der Brost-Akademie: 18,2 Prozent der Unternehmen mit ausländischem Anteilseigner in NRW kommen aus den Niederlanden.
Beherztes Handeln braucht belastbare Zahlen – mit dieser Maßgabe hatte die Brost-Akademie die Studie „Das Ruhrgebiet als Ziel ausländischer Direktinvestitionen“ zum Wirtschaftsstandort in Auftrag gegeben. Mittels Daten der Wissenschaftler lassen sich die nachbarschaftlichen Geschäftsbeziehungen unterfüttern, darüber hinaus geben sie Impulse für die Debatten beim nächsten „Zukunftsforum NRW-Niederlande“ (30./31. Oktober 2025).
Die positiven Botschaften vorweg: Während im Rest Deutschlands die Zuflüsse ausländischen Kapitals zurückgehen, bleiben sie in NRW relativ konstant. Gewichtet man nach dem Gesellschafteranteilen (Unternehmensgröße) liegt Spanien vorn, auch bei den neuen Investitionen. Investiert wird vorwiegend in den klassischen Industriebereichen sowie Chemie und Energiewirtschaft. Ausdrücklich bewerten die RWI-Experten die Initiativen im Bereich Wasserstoffproduktion als Attraktion für den Standort.
Neben der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sind die FDI von zentraler Bedeutung für Beschäftigung und Wertschöpfung, besonders im Rahmen der ökonomischen Transformation des Ruhrgebiets. Vorhandene Branchenschwerpunkte, die entstehende Start-Up-Szene, eine hervorragende Forschungslandschaft sowie regionale Wirtschaftsförderung und Lebensqualität böten gute Argumente zur Akquise.
Bürokratie und hohe Steuern, begleitet von einem negativen demographischen Wandel, Fachkräftemangel und langsame Genehmigungsverfahren, machten den Standort allerdings in Teilen unattraktiv, so die in der RWI-Studie analysierten Schattenseiten. Prof. Dr. Almut Balleer stellte diese in einem Workshop mit Vertretern von Wirtschaftsförderung, Banken und Politik in Essen vor. Und verwies dabei auch auf den Nachholbedarf des Ruhrgebiets im Hinblick auf die Nachfrage nach beruflichen Kompetenzen im Bereich der künstlichen Intelligenz. „Entsprechende Tätigkeiten sind weniger stark vertreten als in anderen Regionen.“
In den „Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen“ der Studie verweist das RWI noch einmal auf die Bedeutung des Kapitalzuflusses für Beschäftigung und Wertschöpfung. Dazu müsse sich das Investitionsklima bei den Stichworten Steuern, Arbeitsangebot und Bürokratie wahrnehmbar verbessern. Als Hemmnis stehe nach wie vor die Vielzahl von einzelnen „kommunalen Playern“ im Weg.
Die gute Nachricht, nicht nur für potenzielle Investoren, zum Schluss: Der Standort Ruhrgebiet ist im Bereich Wissenschaft weltweit führend! Hier forschen und lehren 21 Hochschulen, fünf Fraunhofer-Institute sowie zwei Max-Planck-Institute mit einem Talentpool von rund 220.000 Studierenden.